von Judith A. Hülshorst
Auf dem Weg nach Ravensbrück las ich über die Methode der „Oral History“. Dort wurde vor Konflikten zwischen den Erinnerungen der Überlebenden und den, sofern es sie überhaupt gibt, historischen Tatsachen gewarnt. Im ersten Teil unserer Begegnung zeigte sich mir diese Herausforderung nicht, aber in Ravensbrück wurde sie mir deutlich.
Der uns betreuende pädagogische Mitarbeiter der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, Thomas Kunz, führte uns über das Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers. Wir, das waren die jungen Journalisten, aber auch die Zeitzeugen und die Organisatoren vom Maximilian-Kolbe-Werk. Zwei Zeitzeuginnen haben das Lager als junge Frauen erlebt, die beiden anderen sind dort geboren. Herr Kunz gab uns mithilfe eines Modells eine erste Orientierung vom Lagergelände, denn anders als in Auschwitz gibt es in Ravensbrück (auf den ersten Blick) nicht viel zu sehen. Erhalten geblieben sind die Kommandantur, sowie Wach- und Wohnhäuser des SS-Personals und die ehemalige Textilfabrik, in der die Häftlinge neben anderen Einsatzstellen zur Zwangsarbeit mussten.